SSD-Lebensdauer: Wie lange hält eine SSD? Deutet sich ein Ausfall an?


Die genannten Werte sind nicht in Stein gemeißelt. Die Lebensdauer von SSDs hängt entscheidend von der verwendeten Schreibstrategie ab. Dafür setzen die Hersteller spezielle Algorithmen ein, die sich um ein möglichst effizientes „Schreibmanagement“ bemühen. Die verbreitete Wear-Leveling-Technik, die vom eingebauten Controller oder der Firmware einer SSD verwaltet wird, verteilt die Einträge aller Speicherblöcke gleichmäßig. Indem nicht immer im gleichen Block geschrieben wird, kann eine ausgeglichene Auslastung und somit auch eine hinausgezögerte Alterung einer SSD erreicht werden.

Eine weitere Maßnahme zur Verlängerung der SSD-Lebensdauer ist die Aktivierung der TRIM-Funktion. Der TRIM-Befehl sorgt seit Windows 7 für ein verbessertes Speichermanagement. Wurde das Betriebssystem direkt auf die SSD installiert, wird dieser in der Regel automatisch aktiviert. Man kann den Befehl auch selbst über die Kommandozeile aktivieren (fsutil behavior set DisableDeleteNotify 0, wenn TRIM deaktiviert ist). Einfacher geht die Aktivierung mit den Tools, die SSD-Hersteller im Netz für die Überwachung und Pflege von Solid State Disks kostenlos anbieten.

Ein optionaler Baustein intelligenten Speichermanagements ist das Over Provisioning. Wird die Funktion aktiviert, steht dem SSD-Controller ein spezieller operativer „Sonderspeicher“ zur Verfügung. Dieser lässt sich dann als eine Art Cache für die Verwaltung und Auslagerung von temporären Daten nutzen. Over-Provisioning kann beispielsweise die SSD-Pflege via Garbage Collection, Wear-Leveling und Bad-Block-Management unterstützen. Bei aktivierter Funktion verzichten Sie allerdings auf etwas Speicherkapazität. Nicht alle SSDs unterstützen die Funktion.

Auch als User kann man etwas tun fürdie SSD-Lebensdauer. So können Sie Backup-Verzeichnisse für größere und schreibintensive Datensicherungen auf kostengünstige HDDs auslagern. Auch Ordner für Temporärdateien und Profil-Ordner von Browsern, in die permanent viele Daten geschrieben werden, müssen nicht auf einer SSD liegen. Systemrelevante Dateien, die auch für die Performance von Windows verantwortlich sind (z. B. pagefile.sys, hiberfil.sys), sollten aber auf der SSD verbleiben, um eine hohe Performance des Systems zu garantieren.

Neben einem möglichst intelligenten Speichermanagement sind noch weitere Faktoren für die Lebensdauer des elektronischen Speichers maßgeblich. Nicht unwichtig ist, wie eine SSD gelagert und behandelt wird. Thermische Probleme (z. B. hohe Umgebungstemperaturen) und eine hohe Luftfeuchtigkeit können den Speicher beschädigen bzw. seine Lebenszeit verkürzen. Mechanisch-physikalische Einflüsse (z. B. durch Herunterfallen) sind für eine SSD im Vergleich zur HDD zwar weniger bedrohlich, vollkommen ausgeschlossen ist eine Beschädigung durch mechanische Kräfte aber nicht.

Auch elektronische Faktoren können Einfluss auf die SSD-Lebensdauer nehmen. Speziell der Controller (also die Steuereinheit einer SSD) ist anfällig für Überspannungsschäden. Bei längerer Nichtnutzung ist bei SSDs zudem ein Datenverlust möglich, die über längere Zeit nicht genutzt werden, daher vorsichtshalber gelegentlich checken, kurz nutzen oder zumindest booten. Ansonsten können Zellladungsverluste zu einer Datenverschlechterung führen. Daraus können dann unter anderem auch Bit-Fehler resultieren, die trotz Fehlerkorrektur eine Firmware-Korruption auslösen und dadurch eine SSD außer Gefecht setzen können. Für eine dauerhafte Offline-Archivierung von Daten sollten SSDs daher eher nicht verwendet werden.

Weitere Faktoren sind unter anderem fehlerhafte Flash-Halbleiterspeicher, fehlerhaft programmierte Firmware und Firmware-Updates sowie nicht optimal programmierte Speichermanagement-Algorithmen. SSDs sind generell eine komplexe Technik. Bei der Anzahl möglicher Fehlerquellen und potenzieller Angriffspunkte für Störungen und Negativeinflüsse, die die Lebenszeit beenden oder zumindest begrenzen können, sind sie der einfacheren klassischen Magnetspeichertechnik von HDDs unterlegen. Natürlich können auch Anwenderfehler und weitere Faktoren zu Datenverlust führen, wie beispielsweise korrupte Dateien, fehlerhafte Dateisysteme und Dateizuordnungstabellen, Viren, versehentliche Formatierung und ungeplantes Löschen von Dateien, Ordnern und Partitionen.



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