In Vergleich zum weitverbreiteten JPEG-Format, das es bereits seit Anfang der 1990er Jahre gibt, ist AVIF noch ein sehr junges Dateiformat für statische Bilder. Die Bewährungsprobe in der Praxis steht dem Neuling also noch bevor. Daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, die Zukunft des Bildformats verlässlich zu prognostizieren. Die Chancen für eine flächendeckende Durchsetzung stehen aber derzeit aufgrund der vielen Vorteile ausgesprochen gut.
Da sich Bildformat und Videocodec noch am Anfang der Entwicklung befinden, wird es höchstwahrscheinlich noch weitere Optimierungen geben, etwa bei der Wiedergabequalität und bei der Reduktion von Dateigrößen. Vermutlich wird man auch die Ansprüche an die Hardware mit Code-Optimierungen noch verringern. AVIF ist derzeit bei der Kodierung (Transfer bzw. Konvertierung einer Ausgangsdatei in das AVIF-Format durch einen Algorithmus) und Dekodierung (Entschlüsselung von kodierten Dateiinformationen, z. B. für eine operative Bildbearbeitung oder eine Bildanzeige am Bildschirm) noch ähnlich anspruchsvoll wie HEIF.
Ein wichtiger Vorreiter bei der Anwendung der neuen Technik ist derzeit der Video-on-Demand-Anbieter Netflix. Der Streaming-Spezialist testet das AVIF-Format, um etwa das User Interface der Plattform von SDR auf HDR umzustellen (z. B. für bessere Vorschaubilder). Geplant ist eine sukzessive Einführung, bei der AVIF für eine kontinuierlich steigende Zahl an Inhalten und Plattformen verwendet werden soll.
Browser und Betriebssysteme freunden sich ebenfalls allmählich mit der neuen Technik an. Opera (ab Version 71) und Google Chrome (ab Version 85) supporten das Format bereits (native Unterstützung), Apple Safari noch nicht. Bei Mozilla Firefox (ab Version 77) muss noch manuell in der Konfiguration des Browsers nachgeholfen werden. Nachdem das Flag image.AVIF.enabled in about:config (gibt man oben in der Adresszeile des Browsers ein) auf true gesetzt wurde, kann Firefox einzelne AVIF-Dateien anzeigen. Microsoft Edge tut sich mit dem neuen Bildformat ebenfalls noch schwer. Da die aktuelle Version (Version 86) die Chromium-Engine von Google nutzt, ist eine AVIF-Unterstützung des Windows-10-Browsers aber wohl nur noch eine Frage der Zeit.
Windows 10-Nutzer können schon jetzt mit dem neuen Bildformat arbeiten und AVIF-Dateien z. B. im hauseigenen Bildbetrachter (Paint) betrachten. Im Store steht die entsprechende kostenlose AV1 Video Extension zur Installation bereit. Die kostenpflichtige Paint.NET-App hat bereits ein AVIF-File-Type-Plug-in integriert. Windows-Nutzer können dadurch AVIF-Dateien nicht nur öffnen, sondern Bilddateien auch im AVIF-Format speichern (etwa für die Webseite). Die für alle Betriebssysteme verfügbare kostenlose Bildbearbeitungssoftware GIMP unterstützt das AVIF-Format ab Version 2.10.22.
Wenn Sie heute schon AVIF-Bilder in ihre Webseite einbinden möchten, ist das kein Problem. Eine Übergangslösung, die AVIF als Alternative zum standardmäßigen JPEG in die Webseite einbindet, erfordert nur wenig HTML-Code. Dabei nutzt man das HTML-Tag <picture>. Es dient als Container, der mehrere Bildquellen (